Seitdem die Hansestadt Hamburg rückwirkend zum 1. Januar 2019 das Fernwärmenetz in städtisches Eigentum überführt hat und somit nicht mehr Vattenfall Betreiber des Kohlemeilers ist, ist die Diskussion darum wieder neu entbrannt.
Rund 30 interessierte Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung der Freien Demokraten (FDP) Wedel Anfang Oktober, um über das alte Kohlekraftwerk zu diskutieren. Damit sich der gute Austausch über die Landesgrenzen hinaus noch intensiviert, begrüßten die Wedeler Liberalen Michael Kruse, den Fraktionsvorsitzenden der Hamburger FDP. Kerstin Lückow von der Wedeler Bürgerinitiative berichtete zudem von zahlreichen Partikelniederschlägen, die zu Schäden an Autos und Wintergärten führen würden und leitete damit in einen konstruktiven Austausch ein.
„Die Anwohner haben Angst um ihre Gesundheit, besonders um die der zahlreichen Kinder, die vis-à-vis zum Kraftwerk in den Gärten spielen. Denn Partikel, die Schäden an Autolacken und Wintergartendächern verursachen, können nicht gesund sein“, schlussfolgerte Nina Schilling, Ratsfrau der Stadt Wedel für die FDP. Ihr Hamburger Parteikollege, Michael Kruse, resümierte: „Bei meinen Gesprächen mit den Freien Demokraten und der Bürgerinitiative in Wedel konnte ich mich überzeugen, wie sehr die Menschen vom Hamburger Senat im Regen stehen gelassen werden. Das muss sich schnellstmöglich ändern, denn der Senat trägt nun eine hohe Verantwortung für den Schutz der Menschen im Hamburger Randgebiet und in Wedel.“ Es sei nun die Aufgabe von Rot-Grün in Hamburg, für eine schnelle Abschaltung zu sorgen und bis dahin die ernst zu nehmenden Schäden der Wedeler Bevölkerung so gering wie möglich zu halten, führte der Hamburger Fraktionsvorsitzende weiter aus.
Ambitioniert: Das Kraftwerk soll 2024 vom Netz genommen werden
Den geplanten Abschalttermin bewertet Kruse als sehr ambitioniert, denn um das Kraftwerk Wedel abzuschalten sei ein neues Gaskraftwerk in Dradenau geplant, welches aber noch gebaut werden müsse, sowie ein 7,5 Kilometer langer Tunnel unter der Elbe entlang. Gegen diese neue Trasse habe sich bereits Widerstand seitens der Bevölkerung gebildet. „2013, 2017, 2022, jetzt 2024 – angesichts der zahlreichen Termine zur Abschaltung des Kraftwerks, die schon versprochen und nicht eingehalten wurden, kann in Wedel niemand mehr darauf vertrauen“, kritisierte Nina Schilling.
Die Zukunft des Wedeler Kraftwerks wird nach den Herbstferien durch einen Antrag der FDP Wedel auf der Tagesordnung des nächsten Planungsausschusses stehen, wenn es um den Standort als Teil der Landesplanung geht.