Bürgerinitiativen und Hamburger Politik haben ein modernes Kraftwerk in Wedel, das die Energiewende unterstützen könnte, verhindert. Nun hat Vattenfall seine Pläne veröffentlicht. Der Ortsvorsitzende der FDP Wedel, Dr. Peter Heinze, hat dazu dem Sprecher der FDP Fraktion für Stadtplanung, Martin Schumacher, einige Fragen gestellt.
Vattenfall hat erklärt, in den nächsten Jahren mehr als 80 Mio Euro in das Wedeler Kraftwerk zu investieren, und trotzdem jubelt niemand in der Stadt. Sind die Investitionen kein Grund zur Freude?
Überhaupt nicht, denn die Ertüchtigung und damit Laufzeitverlängerung des Kohlekraftwerks ist die schlechteste aller möglichen Lösungen, niemand hat dieses Ergebnis erhofft, einige wenige haben es befürchtet.
Warum befürchtet?
Weil dieses nachgerüstete Kraftwerk zwar weniger Emissionen verspricht, aber für Wedel ansonsten nur Nachteile bringt: Die Emissionen werden immer noch erheblich höher sein als die eines neuen Gaskraftwerks, wie es bereits genehmigt war. Die für eine gute Luftqualität nicht zeitgemäßen Kohlehalden werden bleiben, die Speicheranlage für Windstromüberschüsse wird nicht gebaut.
Aber eigentlich müsste die Stadt doch froh sein, denn jetzt hat sie Planungssicherheit für diesen Teil der Maritimen Meile oder?
Sie hat jetzt die Sicherheit, dass viele kommunale Hoffnungen an dieser Stelle des Elbufers erst einmal geplatzt sind, dass aus vielen unserer Pläne nichts wird: Es wird keine neue Wohnbebauung geben, wie sie im Westen des Geländes geplant war, es wird keinen Elberadweg und keinen Wanderweg an der Elbe entlang geben, weil die Kohleanlandungen ja weitergehen. Und den internationalen Wettbewerb zur Nachnutzung des denkmalgeschützten Turbinenhauses können wir erst einmal vergessen.
Solange das Ammoniaklager weiterbesteht, dürfen wir außerdem keine touristischen Aktivitäten zwischen Kraftwerk und Landesgrenze fördern und die Pläne für eine Fährverbindung nach Niedersachsen müssen wohl auch begraben werden.
Aber der Business Park kann doch bestimmt vom Kraftwerksstandort profitieren, denn dort wird doch auch Energie gebraucht?
Im Gegenteil: Der Standort für künftige Gewerbeansiedlung leidet erheblich darunter, dass die Emissionen des nachgerüsteten Kohlekraftwerks künftig größer sein werden als die eines Neubaus, denn die Vorbelastungen durch das Kraftwerk begrenzen die Emissionen, die aus dem Business Park kommen dürfen. Das ist ja der Irrsinn: Ein Kraftwerk, das in erster Linie Wärme für Hamburg produziert, begrenzt unsere Freiheiten im eigenen Gewerbegebiet. Und ob dort jemand Prozesswärme braucht, die Vattenfall liefern kann, ist überhaupt noch nicht absehbar.
Wenn die FDP das Ergebnis so negativ einschätzt, dann muss ja irgendwo etwas ganz schiefgelaufen sein, wo war das und wann war das?
In der Kommune ist vor der letzten Kommunalwahl tatsächlich etwas verheerend schiefgelaufen, als nämlich Teile der SPD und Teile der Grünen sich aus dem früheren kommunalen Kraftwerkskonsens verabschiedet haben und der Bürgerinitiative hinterhergelaufen sind. Gemeinsam hat man die Hoffnung genährt, man könne dieses sogenannte Megakraftwerk verhindern, das war damals schon absurd. Wedel ist seit fast einem Jahrhundert ein ausgewiesener Kraftwerksstandort am seeschifftiefen Wasser, mit einer Strom- und einer Fernwärmetrasse in die Millionenstadt hinein, abgesichert durch die Planungsinstrumentarien der Länder, so einen Standort gibt niemand auf, das war doch klar. Grüne und SPD haben tatsächlich viele Stimmen hinzugewonnen, die Argumente der FDP fanden keinen Widerhall. Aber jetzt sehen wir ja, dass das Ergebnis dieses Kursschwenks das Schlechteste ist, was Wedel in dieser Frage passieren konnte.
Und was kann man in dieser Lage überhaupt noch tun?
Erst einmal überhaupt nichts. Allerdings: Die Entscheidung in Hamburg ist ja unter einer rot-grünen Mehrheit zustande gekommen.
Deshalb würde ich am liebsten den einen der beiden Kraftwerksschornsteine rot und den anderen grün anstreichen lassen, damit die Bürger immer wieder daran erinnert werden, wer für diese Grusellösung verantwortlich ist.
Hze, 16.02.2016